Umbau der TSS | Leserbriefe | Galerie | Home


Freundlicherweise hat die Stadt Husum unter Aufbietung gar nicht vorhandener Reserven 30 Millionen Euro zusammengekratzt, um ihre Schulen zu sanieren. 7 Millionen gehen an die TSS. Was mag es dafür geben? Tand und Unsinn? Eher nicht. Zuerst wurde an der Parkplatzseite ein Großteil des naturwissenschaftlichen Traktes in Schutt und Asche gelegt. Sah traurig aus, machte aber sicher viel Spaß. Für Monate mußte die Schule nun improvisieren. Chemieunterricht beispielsweise fand und findet nur noch mit minimalen Mitteln in irgendwelchen Klassenräumen statt. Doch auch die Annäherung an einen fertigen Zustand bringt kurzfristig nur noch mehr Chaos. Die Lehrer räumen um, ein, müssen saubermachen und wissen meist - wenn überhaupt - wo sie wann unterrichten. Meist ist unklar welcher Raum nun bezugsfertig ist und welcher nicht. Herr Blunck ließ diese Aufgabe einen superschnellen Rechner bewältigen und mit etwas Zeit versehen, war er so freundlich mich einmal durch die neuen Räume zu führen.

Irgendwo ganz hinten im letzten Gang der Schule waren einst nur die runden Oberlichter mit ihren Plastikkuppeln für die Beleuchtung zuständig. Kurz vor dem Fotolabor konnte man links die Tür zum zweiten Physikraum erahnen, rechts schien eigentlich immer die Tür zum 2. Chemieraum zu sein. Man war hier immer der Gnade des Lehrers ausgesetzt - statt einer Klinke gab es nur die Hoffnung des Klopfens. Nicht nur Willi Hansen ließ ab und an permanent zu spät kommende Schüler erst einmal schmoren.

Doch statt der sehr eigentümlichen Dunkelheit - nur unterbrochen von den Lichtsäulen der Kuppeln - erwartet einen dort nun ein Treppenhaus. Ein kleines. Viel Stahl, viele Roste. Ein wenig unscheinbar. Man kann nur hoffen nicht nach oben zu wollen, wenn die hungrigen Schüler in ihre nächste große Pause rennen. Irgendwo soll noch ein Aufzug sein, doch der ist wohl nicht für die Allgemeinheit. Da der obere Trakt noch unbenutzt ist, schiebt man sich recht einfach doch mit leichten Unbehagen durch die hineinfantasierten herunterströmenden Massen. Oben eine kleine Überraschung. Eine kleine Pausenhalle. Süß. Noch nicht zum Knuddeln, da recht unscheinbar, jedoch immerhin mit zwei großen Schaukästen ausgestattet. Für aufblasbare Klobrillen und eingefangene Bären sicher ideal.

Die Räume selbst sind so modern, daß einige Universitäten von Tränen des Neides und Kummers weggeschwemmt wurden. Die liste ich später noch mal auf. Für die Statistik. Modernste Übungstische. Abzugshauben in Massen. Sogar eine Dusche für Notfälle. Verdammt. Noch in der UII hätten wir damit viel Spaß gehabt. Herr Blunck macht sich aber schon über die Wandfarbe lustig, die wohl höchstens - wenn überhaupt - einen Duschgang übersteht. Der große Chemieraum ist lichtdurchflutet und könnte auch gut als Wohnung herhalten. Für Leute, die gerne mal mit Brom herumspielen mögen und nicht allzu verfressene Katzen ihr eigen nennen. Wirklich grandios. Unten gibt es sogar wieder ein Fotolabor. Kritiker bemängeln an den Neubauten vielleicht noch die kostengünstige Leichtbauweise, doch hier sei nur der angehende Architekt Jan Kobarg zitiert: "Entweder trittst Du es ein oder es verrottet nie!". Feine Sache, sowas. Auch die Farbe wurde schon kritisch hinterfragt. Die neuen Außenwände sind grau. Fenster und Türen rot. Doch kann man das nur begrüßen. Sieht schick aus. Schick ist übrigens ein gängiges Kriterium für Ausschreibungen. Und es ist doch erfreulich mitanzusehen, wie eben die alte TSS mit ihren gelben Wänden und blauen Fenstern nicht durch noch mehr weiße Fenster verschandelt wird. Schon der letzte Neubau machte da wieder mehr her.

Daß aus meinen geliebten Kuppeln nun profane Lampen wurden und daß es nun zwei Räume ohne natürliches Licht gibt - die Statik ließ nicht viel zu und tragende Poster waren wohl zu teuer - mag man da nachsehen. Ich bastele ja eh noch an der Traumjahrgangsmaschine und da fängt alles 1988 an. In der Rückblende fand allerdings schon ein Jahr vorher das Umbauen statt. Das Nebengebäude der TSS - die OHS (nun Pestalozzi-Schule) - wurde geschlossen, da nun ein kleiner Anbau fertig war. Schon mit weißen Fenstern versehen, um es hier mal festzuhalten. Doch die freundlichen Eltern Nordfrieslands hatten Jahr für Jahr immer mehr intelligente Kinder zur Verfügung - "Intelligenzstrahlen aus dem All" titelte Bild und jagten sie an die Gymnasien. Die TSS konnte dann 1992 mit einer neuen Turnhalle protzen, die sich immer noch gut hält. Und improvisierte auf Jahre mit unbeliebten Ideen, wie der Schließung der Teestube der Oberstufe und deren Umwandlung in eine profane Klasse. 2001 folgte endlich der nächste Anbau. Zig Klassen fanden darin Platz. Und das zig benutze ich schamhafterweise weil mir die momentane Zahl entfallen ist. Ich wechsle das Thema und springe ein wenig hierhin und dahin und lande im April 2003. Dann wird nun auch noch neben dem Nawitrakt ein komplett neuer Musiktrakt fertiggestellt sein. Und es gibt eigentlich nichts mehr zu bauen. Oder doch? Natürlich. Das Flachdach wird noch gegen Pultdächer ausgetauscht. Übrigens nicht, weil der Stadt die wasserfangenden Mülleimer ausgehen. Eher weil das Kollegium in den Abireden bei den Entlassungsfeiern keine Mülleimer-in-Gängen-Witze mehr hören können. Witze über den Sportplatz sind eher rar gesät, doch vielleicht sollte trotzdem jemand mal einen Sportplatz bauen, auf dem man sich nicht ständig die Knochen bricht. Und irgendwie ist der Raucherhof ohne diese Atriumähnliche Atmospäre etwas steril. Wir könnten ein kleines Denkmal dahin stellen. Es dem unbekannten Torschützenkönig widmen. Oder Frau Joost. Herrn Babbe. Oder beiden. Über die Details könnte man sicher noch diskutieren.

(Thomas Lorenzen 02/2003)

Fotos mit der Digitalkamera von Janosch Lumme.